Die Energieberatung
Verbraucherzentrale NRWEine neue Heizung fürsEine Reportage aus dem Sommer 2019
Jan Blefgens IdeeEine Wärmepumpe
Aber ist das in dem alten Haus wirklich eine gute Idee – und überhaupt möglich? Im Sommer 2019 holt er sich Rat bei Energieberater Carsten Peters.
Vor-Ort-AnalyseWie steht es um den Ist-Zustand des Gebäudes?
- Wie gut halten die Fenster die Wärme im Haus? Sind Wärmeschutzfenster vorhanden? Dann bietet sich der Feuerzeug-Test an.
- Gibt es schon eine Dämmung von Wänden oder Dach?
- Wie viel Strom fließt bisher in die
Nachtspeicherheizung, und welchen Beitrag leistet der Kaminofen?
- Wie wird das
Wasser für Dusche und Co. erwärmt?
- Und werden die Räume künftig anders genutzt als bislang?
Carsten Peters"Eine Wärmepumpe kann klimafreundlich und wirtschaftlich sinnvoll sein. Allerdings nur, wenn sie effizient betrieben werden kann."
Fenster
Die meisten sind gut, bereits Zweifach-Wärmeschutzverglasung.
Solaranlage
Ist eine Solaranlage auf dem alten Dach eine gute Idee?
Wand
Muss noch gedämmt werden. Es gibt aber mehrere Anbauten: Es ist nicht alles gleich zu bewerten!
Keller
Derzeit keine Zentralheizung, keine Decken-Dämmung.
Ein Kamin ist vorhanden
Ein Schornstein müsste also nicht nachgerüstet werden. Was muss beachtet werden, wenn der Kachelofen weiter benutzt werden soll?
Wärmepumpe
Dach
Muss das Dach neu gedämmt werden?
Oberste Geschossdecke
2 Zentimeter Dämmung?
Jan Blefgen ist bereit, in zusätzliche Außendämmung zu investieren – die Fachwerk-Optik ist für ihn nicht entscheidend. Wichtig ist ihm aber ein natürlicher Dämmstoff. Carsten Peters erklärt ihm die Möglichkeiten bei Material und Vorgehensweise.
Was kostet die Dämmung?
Energieberater Peters verspricht: Der Komfort im Haus wird auf jeden Fall steigen. Für die Fassade als teuerste Maßnahme sieht er zudem gute Chancen auf staatliche Fördermittel: Je nachdem, welche Dämmwirkung erreicht wird, ist ein hoher Zuschuss möglich.
verbraucherzentrale.nrw/foerderprogramme
Welcher Dämmstoff ist der richtige?
Nachtspeicherheizungen raus!
Ideal wäre eine Fußbodenheizung. Aber das Haus ist nicht sehr eben und hat teilweise niedrige Decken – der nötige Aufbau würde die Räume sehr beengen. Also empfiehlt Peters: große Heizkörper unter den Fenstern.
Jan Blefgen"Sind Infrarot-Heizungen eine gute Lösung?" Schließlich müssen dafür keine neuen Heizungsrohre verlegt werden.
Zu viel teurer Strom wäre auch nach der Dämmung noch nötig, um das Haus zu beheizen. Weder Klima noch Konto hätten langfristig etwas davon: Die Investition in die Rohre macht sich durch geringere Energiekosten langfristig bezahlt.
verbraucherzentrale.nrw/wissen/energie/preise-tarife-anbieterwechsel/fuer-infrarotheizun...
Alternative Pelletheizung?
Ein Kamin, an den die Heizung angeschlossen werden könnte, ist für den Scheitholzofen schon vorhanden. Ebenso genug Platz für die Lagerung eines Jahresvorrats an Pellets.
Welche Wärmequelle für die Wärmepumpe?
Peters winkt ab: im Wasserstand zu unberechenbar und wasserrechtlich kompliziert. Er empfiehlt eine Sondenbohrung, sofern sie genehmigt wird. Denn dafür muss – anders als beim Erdkollektor – nicht die gesamte Grundstücksfläche aufgegraben werden. Die Erdwärmepumpe gewinnt auch gegenüber der Luftwärmepumpe. Denn im Erdreich ist es das ganze Jahr über wärmer als in der Luft.
verbraucherzentrale.nrw/waermepumpe
Strom für die Wärmepumpe
Für Wärmepumpen gibt es vergünstigte Stromtarife. Genau wie beim Haushaltsstrom könnte Jan Blefgen hier unter vielen Angeboten wählen.
verbraucherzentrale.nrw/waermepumpe-kosten-senken
Lässt sich der Stromverbrauch der Wärmepumpe noch anders reduzieren?
Jan Blefgen"Was wird die neue Heizung kosten?"
- 24.000 bis 29.000 Euro würde die Wärmepumpe inklusive Bohrung kosten. / 22.000 bis 25.000 Euro würden für Pelletheizung samt Lagerraum fällig.
- 7.000 bis 10.000 Euro fielen in beiden Fällen für Rohre und Heizkörper an.
- Die jährlichen Heizkosten wären recht ähnlich.
Welche Fördermittel gibt es?
Wichtig: Jan Blefgen muss alle Förderanträge stellen, bevor er Aufträge erteilt. Die Zuschüsse bekommt er zudem nachträglich – erst einmal muss er in Vorleistung gehen.
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Jan Blefgen hat viel vorEigenleistung möglich?
Die Investition liegt im hohen fünfstelligen Bereich. Kann der 27-Jährige die Kosten durch Eigenleistung senken?
Carsten Peters mahnt zur Vorsicht: Fachkundige Planung und Ausführung beugen Schäden und unnötigen Folgekosten vor. Nur bei der Kellerdecke und Teilen der Dachdämmung rät er zur Eigenleistung.
Aktiv fürs Klima, aber wie?Zeit für Entscheidungen!
verbraucherzentrale.nrw/entscheidungen
Über das Projekt
energie2020plus.nrw
Dämmstoffe
Welcher Dämmstoff ist der richtige?Der Klassiker ist Styropor (EPS)
Aber Achtung: Insbesondere bei der Fassadendämmung entfällt nur ein kleiner Anteil des Gesamtpreises auf den Dämmstoff. Den weitaus größeren Anteil machen Arbeits-, Gerüst- und andere Materialkosten aus. Die Preisunterschiede von Dämmstoffen führen also nicht zu großen Unterschieden beim Gesamtpreis.
Dämmstoffe auf Erdöl-BasisStyropor
Mittlerweile gilt er nicht mehr als Sondermüll, denn das dafür verantwortliche Flammschutzmittel darf dem EPS schon seit 2016 nicht mehr zugesetzt werden.
Dämmstoffe auf Erdöl-BasisXPS
Dämmstoffe auf Erdöl-BasisXPS
Dämmstoffe auf Erdöl-BasisPIR
Der Dämmstoff ist druckfest und feuchteunempfindlich. Außerdem schmilzt er nicht und neigt auch nicht zum Weiterglimmen.
Weitere übliche erdölbasierte Stoffe sind zum Beispiel Polyurethan (PUR) und Phenolharz-Hartschaum.
Mineralische MaterialienMineralwolle
Mineralische Materialien sind anorganische Stoffe. Hierzu zählen Steinwolle und Glaswolle, Mineralschaum und -granulat oder auch Schaumglas und Kalziumsilikat.
Steinwolle wird auf Basis von Mineralien wie Basalt oder Dolomit hergestellt. Glaswolle wird aus Altglas hergestellt.
MineralwolleMineralische Materialiensind unbrennbar
Mineralische MaterialienSchaumglas
Es gibt keinen Dämmstoff, der druckfester ist als dieser. Daher ist er insbesondere für Flachdachkonstruktionen geeignet.
Mineralische MaterialienKalziumsilikat
Mineralische MaterialienKalziumsilikat
Mineralische MaterialienPerlite
Mineralische MaterialienPerlite
Ökologische Wärmedämmung mit alternativen Dämmstoffen
Ökologische Wärmedämmung mit alternativen Dämmstoffen
Für viele Vorhaben gibt es geeignete Stoffe aus nachwachsenden Materialien, die gute Dämmwirkungen erzielen. Sie schonen die natürlichen Ressourcen, weil sie keine fossilen Rohstoffe nutzen, und können weitere ökologische Vorteile haben.
Welches Material die beste Wahl ist, hängt zunächst davon ab, was genau gedämmt werden soll. Die Außenwand zum Beispiel? Das Dach? Oder die Kellerwand? Denn nicht jedes Material ist für alle Vorhaben geeignet. Aber für jedes Projekt gibt es gute Alternativen zu den herkömmlichen Dämmstoffen.
Es gibt Bereiche, für die sich Naturmaterialien nicht eignen. Das gilt zum einen für die Außendämmung im sogenannten Perimeterbereich. Dieser liegt unterhalb des Erdreichniveaus und knapp darüber. Naturfaserdämmstoffe sind nicht widerstandsfähig genug gegen Feuchtigkeit und Druck, um hier zum Einsatz zu kommen. Zum anderen gilt dies für Flachdächer – hier sind viele ökologische Dämmstoffe nicht zugelassen.
Nachwachsende RohstoffeHolzweichfaser
Nachwachsende RohstoffeHanf
Zur Herstellung werden Fasern der Hanf-Stängel benutzt. Diese enthalten kein Eiweiß, aber viel Kieselsäure. Das macht den Dämmstoff unattraktiv für Insekten oder Nager und recht feuchtigkeitsbeständig. Die Matten enthalten wegen brandschutztechnischer Anforderungen chemische Zusatzstoffe.
Die Hanfpflanze wächst schnell und genügsam, was der Ökolbilanz des Dämmstoffs zu Gute kommt.
Nachwachsende RohstoffeSchilf
Nachwachsende RohstoffeSchilf
Nachwachsende RohstoffeSeegras
Dieser nachwachsende Dämmstoff ist durch seine natürliche Zusammensetzung aus silikathaltigen Fasern schimmel- und schädlingsresistent. Außerdem ist der Energieaufwand zur Herstellung des Dämmstoffs gering.
UpcyclingZellulose
UpcyclingZellulose
Schafwolle
Die Herstellung verlangt eine große Menge an Reinigungsmitteln und ohne Zusätze, die ökologisch bedenklich sein können, ist das Material schädlingsanfällig. Im Verhältnis zu anderen ökologischen Dämmstoffen hat die Schafwolle meistens einen höheren Preis.
Das Keymark
Es handelt sich um ein freiwilliges, europaweites Qualitätszeichen für Produkte. Es zeigt an, dass der Dämmstoff den gesetzlichen Vorgaben entspricht und dies durch eine unabhängige Stelle überprüft wurde. Darüber hinaus bestätigt es die Richtigkeit der Angaben zum Stoff in den Leistungserklärungen der Hersteller.
Es ersetzt das frühere „Ü-Kennzeichen“, das im Oktober 2016 entfallen ist.